Grundsätzlich besteht die Möglichkeit eine ungewollte Schwangerschaft medikamentös oder operativ zu beenden. Im Optimalfall hat die Ungewollt Schwangere die Wahl zwischen beiden Methoden und kann sich informiert entscheiden.
Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch ist bis zur 9. Schwangerschaftswoche (SSW) möglich. Dazu werden der Wirkstoff Mifepriston (Handelsname des Präparats: Mifegyne®) und ein Prostaglandin (bekannt unter dem Handelsnamen Cytotec®), eingesetzt. Mifegyne® ist nicht in Apotheken erhältlich, sondern kann nur von Arztpraxen oder Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen dürfen, bezogen werden.
Mifepriston: Ein Progesteronantagonist, der die Wirkung des Gelbkörperhormons (Progesteron) aufhebt und bewirkt, dass sich die Gebärmutterschleimhaut und der Fruchtsack mit dem Embryo ablösen. In manchen Fällen führt der Wirkstoff bereits zu einer ersten Öffnung des Gebärmuttermundes, sodass es ab 24 Stunden nach Einnahme bereits zu Blutungen kommen kann (aber nicht muss). Außerdem erhöht das Mifepriston die Wirkung der Prostaglandine an der Gebärmutter.
Prostaglandin: Zusätzlich wird 36 bis 48 Stunden später ein Prostaglandin (bekannt unter dem Handelsnamen Cytotec®) eingenommen. Das Prostaglandin bewirkt, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und der Gebärmuttermund sich öffnet. Innerhalb weniger Stunden kommt es zu einer Abbruchblutung und die Gebärmutterschleimhaut und die Fruchtblase mit dem Embryo werden ausgestossen. In Deutschland wird das Prostaglandin in manchen Praxen unter Aufsicht gegeben, Patient*innen müssen dann die ersten drei Stunden nach Einnahme in der Praxis verbringen. In manchen Praxen wird der sogenannte “home use” angeboten, bei dem man das Prostaglandin zuhause einnimmt.
Die Kombination von Mifepriston und Prostaglandin führt in über 96 Prozent zu einem vollständigen Abbruch der Schwangerschaft. Trotzdem sollte der Erfolg der Behandlung nach 10 bis 14 Tagen in einer Nachuntersuchung mit einem vaginalen Ultraschall überprüft werden. Mit dem Abbruch beginnt ein neuer Menstruationszyklus, in dem ab dem Tag des Abbruches auf eine wirksame Schwangerschaftsverhütung geachtet werden muss.
Der medikamentöse Abbruch kommt ohne Narkose aus und kann bereits sehr früh in der Schwangerschaft durchgeführt werden. Er dauert mehrere Tage und die Betroffene erlebt alle Phasen bewusst mit. Das kann manchen ungewollt Schwangeren bei der Verarbeitung des Abbruchs helfen, da sie das Gefühl haben, mit involviert zu sein und eine gewisse Kontrolle über ihre Situation zurückgewinnen. Andere können es als belastend empfinden. Der überwiegende Großteil ist jedoch mit der Wahl der Methode zufrieden.
Der Tag der Mifepriston-Einnahme wird meist ohne Beschwerden erlebt. Gelegentlich kann es zu Übelkeit oder im Verlauf schon zu einer leichten vaginalen Blutung kommen. Am Tag der Prostaglandin-Einnahme kommt es meist zu überperiodenstarken Blutungen, die von Krämpfen, Durchfall und Kreislaufproblemen begleitet sein können. Die Ausprägung der Beschwerden ist ganz unterschiedlich – während manche weder Schmerzmittel noch Krankschreibung benötigen, fühlen sich andere krank wie bei einer Grippe. Die Beschwerden lassen in der Regel nach einigen Stunden nach.
Die psychische Verarbeitung des Geschehenen hängt von der persönlichen Einstellung und der momentanen Lebenssituation ab. Der Abbruch kann beispielsweise eine depressive Verstimmung oder Schlaflosigkeit auslösen. Meist ist jedoch Erleichterung das vorwiegende Gefühl nach dem Abbruch. Bei anhaltenden psychischen Problemen ist eine psychotherapeutische Behandlung empfehlenswert.
Wenn die Entscheidung für den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch gefallen ist, dann könnte die MedAbb eine nützliche Hilfe für Sie sein – insbesondere, wenn der Schwangerschaftsabbruch als “home use” durchgeführt wird, wenn Sie die Prostaglandine also zuhause einnehmen. Die kostenlose App hilft, an alles zu denken, was bei einem medikamentösen Abbruch zu beachten ist und liefert wichtige Antworten auf Fragen, die aufkommen können. Zum Beispiel: Was mache ich bei Übelkeit? Was mache ich bei Schmerzen? Wie stark darf die Blutung sein?
Die App gibt es im Apple Store und bei Google Play. Sie wird aktuell überarbeitet und steht in ein paar Monaten in aktualisierter Version zur Verfügung.
Operativer Schwangerschaftsabbruch
Der operative, oder auch chirurgische oder instrumentelle Schwangerschaftsabbruch ist die zweite, sichere Option, eine ungewollte Schwangerschaft zu beenden.
Kliniken, Tageskliniken und manche Praxen führen den operativen Schwangerschaftsabbruch in der Regel ambulant durch. Die Patient*innen können nach einer kurzen Ruhephase nach Hause gehen. Der operative Schwangerschaftsabbruch kann grundsätzlich in Vollnarkose oder örtlicher Betäubung durchgeführt werden; nicht in jedem Haus sind beide Optionen verfügbar. Insbesondere die örtliche Betäubung wird in Deutschland nur noch selten angeboten, während sie in Ländern wie England und den USA sehr gängig ist.
Vakkumaspiration: Das Standardverfahren ist die Vakuumaspiration, auch bekannt als Absaugung oder Saugkürettage. Dabei wird ein schmales, steriles Röhren durch Scheide und den vorher vorsichtig gedehnten Gebärmutterhals eingeführt. Durch das in der Gebärmutterhöhle liegende Röhrchen werden die Gebärmutterschleimhaut und die Fruchtblase mitsamt dem Embryo bzw. Fötus abgesaugt.
Vor dem Eingriff erfolgt ein Ultraschall, der die Lage der Gebärmutter, die Lokalisation und Größe der Schwangerschaft bestimmt. Meist wird ein sogenanntes ‘Priming’ mit einem Prostaglandin durchgeführt, dass den Gebärmuttermund weicher und leichter dehnbar macht. Nach dem Eingriff erfolgt ein weiterer Ultraschall, um sicher zu gehen, dass die Gebärmutterhöhle leer ist. So wird Infektionen vorgebeugt.
Der Eingriff dauert in etwa fünfzehn Minuten. Danach können Schmerzmittel eingenommen werden, viele Patient*innen kommen jedoch ohne aus. Nach dem Eingriff setzt eine unterregelstarke Blutung ein, die bis zu vier Wochen anhalten kann. Eine Nachuntersuchung ist nach zwei Wochen empfohlen. Außerdem beginnt mit dem Abbruch ein neuer Menstruationszyklus, in dem ab dem Tag des Abbruches wieder auf Verhütung geachtet werden muss.
Curretage: Leider werden in Deutschland immer noch > 11% der Schwangerschaftsabbrüche mit der sogenannten Kürette durchgeführt. (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2021). Das ist ein löffelartiges Instrument, mit dem die Gebärmutter ausgeschabt wird. Diese Methode wird aufgrund einer höheren Komplikationsrate von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht mehr empfohlen (Quelle: WHO Library Cataloguing-in-Publication Data).
Ein operativer Schwangerschaftsabbruch, der nach anerkannter Methode, in sicherem Setting und von geschultem Personal durchgeführt wird, ist ein sehr sicherer Eingriff. Komplikationen treten äußerst selten auf. Bei Fieber, starker Blutung oder anhaltenden Unterbauchschmerzen muss umgehend ein*e Ärzt*in aufgesucht werden, das passiert bei unter 2% der Eingriffe.
Ein komplikationsloser, operativer Abbruch hat keine Auswirkung auf Fruchtbarkeit und spätere Schwangerschaften.
Manche Patient*innen bevorzugen den operativen Abbruch, da der Eingriff schnell vorbei und die Schwangerschaft sicher beendet ist.
Die psychische Verarbeitung des Geschehenen hängt von der persönlichen Einstellung und der momentanen Lebenssituation ab. Der Abbruch kann beispielsweise eine depressive Verstimmung oder Schlaflosigkeit auslösen. Meist ist jedoch Erleichterung das vorwiegende Gefühl nach dem Abbruch. Bei anhaltenden psychischen Problemen ist eine psychotherapeutische Behandlung empfehlenswert.
In Zahlen & Bildern
In Deutschland finden 96,8% aller Abbrüche vor der 14. Schwangerschaftswoche (SSW) statt. 42,4 % aller Abbrüche werden bis zur 8. SSW, 75,8% bis zur 10. SSW durchgeführt. (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2021)
Viele Menschen haben eine falsche Vorstellung davon, wie fortgeschritten eine Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt ist. Dies erklärt sich sicherlich u.a. dadurch, dass im Internet viele abschreckende Bilder kursieren. Deshalb wollen wir realitätstreue Bilder von Fruchtblasen zeigen.
Bei der Angabe von Schwangerschaftswochen sollte beachtet werden, dass ab dem ersten Tag der letzten Menstruationsblutung (p.m.) gerechnet wird. Die ersten vier Wochen beinhalten also einen ’normalen Menstruationszyklus‘. Ein Embryo bildet sich erst nach ungefähr sechseinhalb Wochen. Bis zur 7. SSW ist ein Embryo mit bloßen Augen nicht erkenntlich. Ab der 8. SSW kann beim medikamentösen Schwangerschaftsabbruch in seltenen Fällen der ausgestoßene Embryo sichtbar sein. Für diejenigen, die sich gerne im Vorhinein damit auseinandersetzen möchten, bilden wir daher im Folgenden auch eine Fruchtblase in der 8. SSW mit sichtbarem Embryo ab.