In den USA wurde vergangenen Donnerstag das Recht auf Abtreibung durch den Supreme Court aufgehoben. Durch die Aufhebung des Grundsatzurteils „Roe v. Wade“ obliegt es nun den einzelnen US-Bundesstaaten, über das Abtreibungsrecht zu entscheiden. Gemäß des Guttmacher-Instituts ist in 26 US-Bundesstaaten mit Restriktionen im Abtreibungsrecht zu rechnen.
Dazu sagt Leonie Kühn, Vorstand bei Doctors for Choice Germany e.V.:
„Wir sind erschüttert über die Entscheidung, des Supreme Court in den USA, das Recht auf Abtreibung zu kippen. Es stellt einen massiven Eingriff in die Rechte auf selbstbestimmte Reproduktion und körperliche Unversehrtheit von Frauen und Menschen mit Uterus dar.
Leonie Kühn, Vorstand von Doctors for Choice Germany e.V.
Wer nun Empörung über die Entwicklungen in den USA äußert, sollte sich spätestens heute über die Abtreibungsrechte im eigenen Land informieren. So steht der Schwangerschaftsbruch in Deutschland, Österreich und der Schweiz immer noch im Strafgesetzbuch. Auch hier gibt es also kein „Recht auf Abtreibung“. So gelten in Deutschland über 96% der Abbrüche, die nach der Beratungsregelung durchgeführt werden, weiterhin juristisch als Rechtswidrigkeit. Sie sind damit zwar straffrei möglich, aber nicht legal. Ungewollt Schwangere müssen vorher eine Beratung besucht und 3 Tage gewartet haben. Die Kosten des Schwangerschaftsabbruchs müssen in den meisten Fällen selbst übernommen werden. Dabei verstoßen Kriminalisierung, Zwangsberatung, -bedenkzeit und eine fehlende Kostenübernahme gegen die Empfehlungen der WHO oder CEDAW-Frauenrechtskonvention. Auch in Europa gibt es Bestrebungen, den Zugang zu Abtreibungen zu erschweren. In Polen wurde 2020 ein de-facto-Abtreibungsverbot erlassen. In der Schweiz werden ganz aktuell Unterschriften für zwei Volksinitiativen gesammelt, die die Möglichkeit für eine legale Abtreibung einschränken möchten. Die Sicherstellung von reproduktiven Rechten ist daher auch in Europa, auch in Deutschland, essentiell.“
Deshalb fordert Doctors for Choice Germany e.V. gemeinsam mit zahlreichen internationalen Organisationen in einem Statement der FIGO (International Federation of Gynecology and Obstetrics) sowie einem Call to Action des Center for Reproductive Rights, international und in Europa den Zugang und das Recht zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen sicherzustellen und zu stärken.