In Polen gilt ein nahezu vollständiges Abtreibungsverbot. Nun soll erneut eine schwangere Frau gestorben sein, weil man ihr einen Schwangerschaftsabbruch verweigerte: Agnieszka T. ist 37 Jahre alt als sie am 25.01.22 stirbt. Sie hinterlässt ihren Mann und drei Kinder. Dieser Vorfall ereignet sich erst wenige Monate nachdem der Tod der schwangeren Izabela zu landesweiten Protesten in Polen gesorgt hat.
Wir berufen uns mit der folgenden Fallschilderung auf die Erzählungen despolnischen Frauenstreiks @strajk_kobiet, die im engen Kontakt mit der Familie stehen. Sie schreiben:
Agnieszka T. war eine 37-jährige Frau aus Częstochowa. Sie befand sich im ersten Trimester einer Zwillingsschwangerschaft. Sie wurde am 21. Dezember 2021 mit Unterleibsschmerzen und Erbrechen in die gynäkologische Abteilung des Regionalen Fachkrankenhauses in Częstochowa eingeliefert. Sie war bei Bewusstsein und – abgesehen von ihren Beschwerden – in guter Verfassung. Die Beschwerden wurden allerdings ignoriert. Im Krankenhaus verschlechterte sich ihr Zustand. Nach Angaben der Ärzt*innen starb der erste Zwilling am 23.12.2021, jedoch konnte der töte Fötus aufgrund der Gesetzeslage in Polen nicht entfernt werden, weil der andere Fetus dadurch gefährdet sein könnte. Agnieszka trug den tote Fötus weitere sieben Tage im Mutterleib bis der zweite Zwilling am 29.12.2021 starb. Die Föten wurden erst nach weiteren zwei Tagen entnommen. Sie vergaßen jedoch nicht, den Priester rechtzeitig zu informieren, damit er auf die Station kommen und die Feten beerdigen kann. Agnieszka entwickelte allerdings eine Sepsis, ihre Organe versagten, sodass sie am 25.01.2022 starb.
Veröffentlichungen vom polnischen Frauenstreik @strajk_kobiet, übersetzt ins Deutsche
Die Familie von Agnieszka konnte die medizinischen Unterlagen ganz lange nicht einsehen. Agnieszka war auch nicht mehr in der Lage, eine Vollmacht für ihren Mann oder ihre Schwester zu schreiben. Erst kurz vor ihrem Tod erhielt die Familie endlich ihre Unterlagen. Sie bitten nun darum, Informationen über ihre tragische Geschichte weiterzugeben.
„Wir sind zutiefst erschüttert über die Nachricht aus Polen“, so das DFC-Vorstandsmitglied Leonie Kühn. „Das sind die wahren Konsequenzeneines Abtreibungsverbots, vor denen viele gewarnt haben. Restriktive Gesetzgebungen verhindern keine Schwangerschaftsabbrüche, sondern gefährden das Leben von Frauen und Schwangeren. Ein Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen ist ein Menschenrecht. Nun sind wir in Gedankenbei Agnieszka und ihrer Familie.“ In Polen gehen nun wieder viele auf die Straßen und fordern offline sowie online: Ani Jednej Więcej! Not One More! Nicht eine Einzige mehr!
Auf Twitter haben wir Organisationen gesammelt, die Frauen und ungewollt Schwangeren in Polen helfen, Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten. Die Organisationen sind immer auf Unterstützung und Spenden angewiesen: