Nicht nur Frauen können schwanger werden, und nicht alle Frauen können schwanger werden. Medizinisch korrekt ist: Die meisten Menschen, die eine Gebärmutter haben, können schwanger werden. Sie können cis Frauen, trans Männer, non-binäre oder intersex Personen sein. Manche werden ungewollt schwanger, andere greifen auf Methoden der künstlichen Befruchtung zurück, manchmal klappt es aus unterschiedlichen Gründen gar nicht und wiederum andere entscheiden sich bewusst für die Kinderlosigkeit. Eines ist jedoch sicher: Wer schwanger ist, ob gewollt oder ungewollt, hat mit 100%iger Sicherheit eine Gebärmutter.
Daher wäre es im Kontext von ungewollten Schwangerschaften aus rein medizinischer Sicht korrekter, von ungewollt Schwangeren, von gebärfähigen Menschen, von schwangeren Menschen oder von Menschen mit Uterus zu sprechen. Dies sind die Personen, die von all den Hürden, Vorwürfen und Zugangsproblemen betroffen sind, die mit Schwangerschaftsabbrüchen einhergehen.
Wir sprechen als Verein manchmal von Menschen mit Uterus oder schwangeren/ gebärfähigen Menschen, und manchmal von Frauen. Dies tun wir bewusst, da der Kampf um mehr Selbstbestimmung in Reproduktionsentscheidungen ein Kampf innerhalb einer sexistischen Gesellschaft ist. So hängen restriktive Abtreibungsgesetze und die Vernachlässigung von sogenannten ‘Frauengesundheitsthemen’ eng mit einem Sexismus zusammen, der von binären Geschlechtern ausgeht. Den überwiegend cis männlichen Gesetzgebern, die restriktive Abtreibungsgesetze erlassen und aufrechterhalten, geht es vor allem auch darum, als weiblich gelesene Personen zu bevormunden und zu kontrollieren. Dies ist ein direkter Ausdruck unserer patriarchalen Gesellschaft.
Das zu reproduzieren, ist einerseits problematisch. Andererseits erscheint es uns notwendig, um strukturelle sexistische Missstände benennen zu können. Wenn wir also von Frauen sprechen, meinen wir all jene, die als Frauen gelesen werden und aus diesem Grund strukturellem Sexismus und bisweilen tödlicher, ideologisch bedingter Gewalt ausgesetzt sind. Damit möchten wir nicht negieren, dass auch trans Männer, non-binäre oder intersex Personen von verschiedenen Arten von Diskriminierung, Vorurteilen und Bevormundungen, auch oder gerade im Bereich von Reproduktionsentscheidungen, betroffen, und sogar häufig mit mehrfacher (intersektionaler) Diskriminierung konfrontiert sind.
Wir sind ein heterogenes Netzwerk, in dem jüngere und ältere Generationen zusammenarbeiten. Wir führen innerhalb des Vereines rege Diskussionen zum Thema und finden nicht immer eine gemeinsame Linie. Bei allen Meinungsverschiedenheiten verbindet uns, dass wir einen sicheren und barrierefreien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen für alle ungewollt schwangeren Menschen einfordern.