Berlin, 22.04.2025
Anfang April 2025 veröffentlichte die WHO die aktuellen Zahlen zur maternalen Mortalität für 2023. Die Zahlen erhielten viel Aufmerksamkeit, besonders da etwa 30-40% der Fälle verhindert werden könnten. Bundesweit gibt es eine uneinheitliche Erfassung der mit Schwangerschaft und Geburt im Zusammenhang stehenden Todesfälle, so dass von einer deutlichen Dunkelziffer auszugehen ist. Im Rahmen der Qualitätsstatistik des IQTIG werden nur Fälle stationärer Geburten rund um die Geburt erfasst. Eine nach WHO-Definition vorgesehene Erfassung während der gesamten Schwangerschaft bis 42 Tage nach der Geburt erfolgt bundesweit nicht. Somit existiert keine Dokumentation von Todesfällen während der Schwangerschaft.
Nach aktuellen Daten aus den USA gehen knapp 20% der Todesfälle auf Blutungskomplikationen und Infektionen während der Schwangerschaft zurück, das heißt, sie stehen im Zusammenhang mit Fehlgeburten und Schwangerschaftsabbrüchen nach dem ersten Drittel der Schwangerschaft.
Es besteht hinlänglich internationale Evidenz, dass die operative Beendigung der Schwangerschaft nach dem ersten Drittel der Schwangerschaft deutlich weniger Komplikationen hat als die medikamentöse und vor allem bei Blutungskomplikationen und schweren Infektionen zur schnellen lebensrettenden Entleerung des Uterus führt. Auch die deutschen Leitlinien für das erste Drittel der Schwangerschaft geben diese beiden Risiken als Kontraindikationen für eine medikamentöse Beendigung der Schwangerschaft an.
Trotz dieser Evidenz existiert ein entsprechendes Behandlungsangebot in Deutschland kaum. Selbst wenn die gynäkologischen Fachgesellschaften die Notwendigkeit zur Behebung der Lücke in Ausbildung und Verfügbarkeit der operativen Methode anerkennen sollten, muss dringend auf die konsequente Umsetzung des Angebotes sämtlicher Behandlungsoptionen gedrängt werden.
Deshalb hat sich Doctors for Choice im Verbund mit einem europäischen Netzwerk zur Aufgabe gemacht, die Versorgungssituation der Betroffenen zu verbessern und die Wahlfreiheit der Methodik zu ermöglichen, die ganz entscheidend für einen gelingenden Verarbeitungsprozess der Schwangeren ist.
Hierfür hat Doctors for Choice ein neues Projekt lanciert: „Späte Schwangerschaftbeendigung“. Wir möchten sowohl Betroffene an Kliniken oder Praxen vermitteln, als auch fachliche Beratungen für Gynäkolog*innen anbieten.