Am 28.09.2022 startet, anlässlich des internationalen Safe Abortion Day, die neue Kampagne „Ich mache Abbrüche, und Sie?“ von Doctors for Choice Germany e.V. Ziel der Kampagne ist es, mehr ärztliche Kolleg*innen zu motivieren, selbst an der Versorgung ungewollt Schwangerer teilzunehmen und Abbrüche anzubieten.
Die Zahl der Einrichtungen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, sinkt in Deutschland stetig. Ärzt*innen, die jahrzehntelang die ambulante Versorgung gesichert haben, gehen in Rente. Krankenhäuser werden von konfessionellen Trägern übernommen und bieten diese Leistung nicht mehr an. 2003 verzeichnete das Statistische Bundesamt noch etwa 2.050 sogenannte Meldestellen, also Praxen und Kliniken, die den Eingriff durchführen. Ende 2020 waren es nur noch 1109. Das entspricht einem Rückgang um 46 Prozent.
Um dem entgegenzusteuern, soll die neue Kampagne „Ich mache Abbrüche, und Sie?“ ärztliche Kolleg*innen auf den Versorgungsnotstand aufmerksam machen und es ihnen erleichtern, Abbrüche selbst durchzuführen und ihre Patient*innen darüber zu informieren.
„In unseren Kursen zum medikamentösen Schwangerschaftsabbruch merken wir immer wieder: viele Kolleg*innen wollen schon, aber es gibt so viele organisatorische und rechtliche Hürden, dass sie es dann doch lassen“
– Jana Maeffert, Vorstandsmitglied von Doctors for Choice Germany
Teil der Kampagne ist unter anderem die neue Seite „Ich mache Abbrüche, und Sie?“, die Ärzt*innen mit wichtigen Informationen versorgt, um selbst Schwangerschaftsabbrüche anbieten zu können. Für verschiedene Zielgruppen wurden Fortbildungsmöglichkeiten, Literatur und Informationen zu Voraussetzungen gesammelt, die ab dem 28.09.2022 öffentlich abrufbar sind. Unter anderem werden dort Informationen zum operativen und medikamentösen Schwangerschaftsabbruch, der Begleitung von telemedizinischen Schwangerschaftsabbrüchen und dem Ausstellen von Beratungsscheinen zur Verfügung gestellt.
Nach Streichung des §219a im Juni 2022 dürfen Ärzt*innen außerdem auf ihren Webseiten über Schwangerschaftsabbrüche und die verwendeten Methoden informieren: um auch diesen Schritt für Ärzt*innen zu erleichtern, bietet die Webseite Textbausteine und Material für Ärzt*innen, um Informationen für ungewollt Schwangere leicht zugänglich bereitstellen zu können.
Auch auf den anstehenden Kongressen der gynäkologischen Fachgesellschaften wollen Mitglieder von Doctors for Choice mit Postkarten und Buttons passend zur Kampagne auf die schlechte Versorgungslage von ungewollt Schwangeren hinweisen und ärztliche Kolleg*innen direkt darauf ansprechen.
Eine ausführliche und überarbeitete Version unserer Forderungen, um dem Versorgungsnotstand entgegenzuwirken, finden Sie auf unserer Website. Hier gibt es detaillierte Informationen zu den verschiedenen Problemen in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche und unsere Lösungsvorschläge.