Stellungnahme von Doctors for Choice Germany e. V. zur Beteiligung von Prof. Dr. Angela Köninger am „Leben.Würde“-Kongress 2025

Mit großer Besorgnis nehmen wir zur Kenntnis, dass Prof. Dr. Angela Köninger, Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), beim „Leben.Würde“-Kongress 2025 des Bundesverbands Lebensrecht als Seminarleiterin auftritt. Der Titel ihres Seminars – „Arbeiten im Gesundheitswesen – wie kann ich einer Pro-Life-Ethik treu bleiben?“ – legt ihre wiederholte, aktive Unterstützung einer ideologisch motivierten Haltung nahe, die im Widerspruch zur wissenschaftlichen, auf Evidenz basierenden Ausrichtung der DGGG steht.

Der zum zweiten Mal stattfindende Kongress wird von allen größeren Pro-Life-Organisationen Deutschlands beworben. Zielgruppe seien – so die Veranstalter – „… Mitarbeiter und Mitglieder von Lebensrechtsorganisationen, bioethische Fachleute sowie alle, die an der Thematik interessiert sind. Der Kongress will die Lebensrechtler weiter vernetzen, über aktuelle Debatten informieren, Initiativen zum Handeln aufzeigen und in Seminaren konkrete Tipps geben, wie die Teilnehmer auch in ihrem eigenen Alltag das Recht auf Leben unterstützen und Lebensschützer sein können“ . Frau Prof. Köninger ist Teil dieses Netzwerkes. Schon mehrfach trat sie in der Vergangenheit bei Veranstaltungen des Bundesverbandes Lebensrecht als Rednerin und Expertin auf. 

Wie Recherchen von BR und NDR zeigen, kontaktierte sie im Zuge der jüngsten Debatte um die Reform des § 218 persönlich mit einem offenen Brief Bundestagsabgeordnete und forderte diese dazu auf, gegen den Gesetzentwurf zur Neuregelung von Schwangerschaftsabbrüchen zu stimmen. Mit Erfolg. Während der Bundestagsdebatte zu §218 nahmen Abgeordnete in ihren Wortbeiträgen Bezug auf die Inhalte des Briefes, als handle es sich um eine anerkannte ärztliche Meinung. Laut den Recherchen von BR und NDR erfolgte diese Lobbyarbeit am Lobbyregister vorbei und ist daher zudem als intransparent zu bewerten.

Mit diesem Engagement und der aktuell geplanten Teilnahme als Seminarleiterin am Kongress “Leben.Würde” positioniert sich Frau Prof. Köninger einmal mehr im Kontext der Prolife-Bewegung, die das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch pauschal ablehnt. Diese Haltung steht im klaren Widerspruch zu der Haltung der DGGG, die in ihrer Stellungnahme zum Schwangerschaftsabbruch betont, dass jede Frau das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung hat, es die Würde aller Beteiligten zu achten gilt und eine sachliche, wissenschaftlich fundierte Diskussion erforderlich ist. Es entsteht der Eindruck, dass persönliche ideologische Überzeugungen über wissenschaftlich fundierte medizinische Standards gestellt werden – gerade im Kontext reproduktiver Rechte und Selbstbestimmung ist dies besonders problematisch und widerspricht der Verpflichtung zur evidenzbasierten Medizin. 

Doctors for Choice Germany e.V. fordert eine klare Positionierung der DGGG zur Beteiligung von Frau Prof. Köninger an diesem Kongress. Unseres Erachtens nach ist solch ein einseitiges, ideologisch motiviertes Engagement nicht mit der Position der 1. Vizepräsidentin einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft vereinbar und würde zumindest für den Zeitraum der Amtsinhabe ein Ruhen dieser Aktivitäten erfordern. Es braucht Transparenz über Interessenkonflikte im Präsidium sowie ein klares Bekenntnis zu einer Versorgung, die auf medizinischer Evidenz, einer angemessenen Würdigung ethischer Aspekte und dem Respekt vor der Autonomie von Patient:innen beruht.

Stellungnahme von Doctors for Choice Germany e. V. zur Beteiligung von Prof. Dr. Angela Köninger am „Leben.Würde“-Kongress 2025
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