Baden-Württemberg will die Versorgungslage verbessern

Seit Jahren warnen Fachverbände, Ärzt*innen und Berater*innen vor dem akuten Versorgungsmangel im Bereich des Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland. Immer weniger Ärzt*innen in Kliniken und Praxen bieten Schwangerschaftsabbrüche an. Manche ungewollt Schwangere müssen jetzt schon hunderte Kilometer weit fahren. Bisher gab es wenige politische Initiativen, um daran etwas zu ändern.

In Baden-Württemberg will die Sozialstaatssekretärin Bärbl Mielich nun endlich handeln. Das finden wir gut. Es wird Zeit, dass Bundes- und Landesregierungen endlich anerkennen, dass sie eine Verantwortung gegenüber Frauen und ungewollt Schwangeren haben.

Das umfassende flächendeckende Versorgungsangebot im Bereich des Schwangerschaftsabbruchs muss Teil unserer Gesundheitsversorgung sein. Jeder Schritt in diese Richtung zählt! Dafür wünschen wir uns, dass das Problem an der Wurzel gepackt wird. Eine langfristige Verbesserung der Versorgungslage wird nur erreicht, wenn man an der Ursache des Problems etwas ändert: d.h. Aus- und Weiterbildung verbessern, sichere Gesetzesgrundlage schaffen, Enttabuisierung etc.

Aktualisierung 14.07.2020: Das Sozialministerium hat einen Rückzieher gemacht. Endlich war da mal ein sinnvoller, zielgerichteter Vorschlag, um das Versorgungsproblem in Baden-Württemberg zu lösen. Nun wird die Forderung doch fallen gelassen, nachdem das Wirtschaftsministerium sich strikt dagegen gestellt hat.

Dabei wird hier etwas grundlegend missverstanden: Es soll niemand zu der Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen gezwungen werden. Es soll lediglich bei der Einstellung in einer Universitätsklinik überprüft werden, ob die jeweiligen Ärzt*innen bereit sind, Abbrüche durchzuführen. Denn hier hat das Land Einstellungshoheit. Man kann hier auch nicht von einer Einschränkung der Berufsfreiheit sprechen – genug Krankenhäuser führen weiterhin keine Abbrüche durch. (Leider.)

Dazu kommentieren wir auch in der taz vom 18.07.2020: „In Deutschland scheint es normaler und akzeptierter zu sein, als Gynäkologin keine Abbrüche zu machen, als es zu tun […]. [Es] müsse „von Anfang an klar sein, dass Abbrüche zum Aufgabenfeld von Gynäkolog:innen dazugehören.“

Wir bedauern diese Neuigkeiten. Damit werden ungewollt Schwangere erneut in Baden-Württemberg im Stich gelassen.

Baden-Württemberg will die Versorgungslage verbessern
Nach oben scrollen