Rückblick auf die Gründungsfeier

Teilnehmende während Gründungsfeier

Letzten Samstagabend (16.11.19) luden wir nach Berlin ein, um die Gründung unseres gemeinnützigen Vereins Doctors for Choice Germany zu feiern. Überwältigt von der Resonanz und den vielen Anmeldungen aus ganz Deutschland freuten wir uns sehr über den regen Austausch. Dieser zeigte uns deutlich, dass das Bedürfnis für Vernetzung und die Motivation für Veränderung momentan enorm ist. Nach vielen Monaten der Einarbeitung in Vereinsdetails und Webseitenerstellung war dies für uns ein sehr motivierender Auftakt. Unsere ärztlichen Bemühungen um die körperliche und reproduktive Selbstbestimmung unserer Patient*innen benötigen ein gemeinsames Sprachrohr – und zwar genau jetzt!

Wir haben viele spannende Beiträge von unterschiedlichen Personen gehört. Zuerst erzählte Alicia Baier, Ärztin in Weiterbildung, von dem bisherigen, circa einjährigen Weg bis zur Gründungsfeier. Mit Leonie Kühn, Medizinstudentin, hatte sie seit vielen Monaten intensiv an der Vereinsgründung gearbeitet. Paula Kurz, Medizinstudentin, und Caroline Gabrysch, Studentin im praktischen Jahr, als dritter und vierter Part des jungen Vorstandes wurden ebenfalls vorgestellt. Leonie Kühn berichtete über Details zu Mitgliedschaft, Satzung und Webseite.

Anschließend wurden in einem inhaltlichen Teil gemeinsam mit den Mitgliedern erörtert, was die Probleme im Bereich des Schwangerschaftsabbruches sind und was wir als Verein dagegen tun können. Der Bericht zur aktuellen Versorgungslage in Deutschland von Christiane von Rauch, Allgemeinärztin aus Frankfurt, und die Infos zu den Lücken der medizinischen Aus- und Weiterbildung im Bereich des Schwangerschaftsabbruches von Caroline Gabrysch führten erneut vor Augen, dass es akuten Handlungsbedarf gibt, um eine sichere und flächendeckende Versorgung von ungewollt Schwangeren gewährleisten zu können. Eva Waldschütz, Gynäkologin in Wuppertal, berichtete aus eigener Erfahrung von ihren mehrmaligen Veurteilungen nach §219a Strafgesetzbuch und aktuellen pro choice Bewegungen in NRW. Alicia Baier schnitt die störenden Aktivitäten der Abtreibungsgegner*innen an, die Patient*innen und Ärzt*innen zunehmend das Leben schwer machen, und erwähnte das Stigma und die kursierenden Mythen zum Schwangerschaftsabbruch in der Medizin.

Neben der Darstellung der aktuellen medizinischen Probleme im Bereich der Abtreibung hörten wir auch tolle Impulsreferate darüber, was einzelne Akteur*innen und Gruppierungen bereits auf die Beine gestellt haben oder für die Zukunft planen. So möchte Julia von Kanitz, Beraterin von Vereinen und Frauenorganisationen und von Anfang an beratend für unseren Verein mit im Boot, gemeinsam mit uns einen Podcast namens Doctors for Choice Germany etablieren. Die vielseitigen Aktivitäten der Berliner Ärzt*innen pro choice wurden von Jana Maeffert, Gynäkologin aus Berlin, vorgestellt. Sie organisieren ganze Fortbildungsreihen zum Schwangerschaftsabbruch, haben die App „MedAbb“ als Hilfestellung zum medikamentösen Schwangerschaftsabbruch für Patient*innen und Ärzt*innen entwickelt, sowie einen Leitfaden für niedergelassene Ärzt*innen, die den medikamentösen Abbruch in ihrer Praxis anbieten möchten (mehr Infos auf unserer Webseite). Tina Wilson, Gynäkologin aus Berlin, berichtete über ihr Engagement in den Zentren für Sexuelle Gesundheit und Familienplanung und den Anspruch auf kostenlose Verhütung in Berlin. Jenny Wilken von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. sprach über die Probleme von trans und nicht-binären Menschen im Bereich der reproduktiven Selbstbestimmung und stellte eine enge Zusammenarbeit mit unserem Verein in Aussicht, worüber wir uns sehr freuen. Julia Bartley, Leiterin der Reproduktionsmedizin der Uni Magdeburg, berichtete über spannende Entwicklungen und Defizite in der deutschen Reproduktionsmedizin – vielleicht können wir hier als Verein zukünftig eine gemeinsame Position entwickeln.

Es herrschte Einigkeit unter den zukünftigen Mitgliedern, dass eine deutschlandweite Vernetzung unbedingt notwendig sei, um sich den aktuellen Problemen entgegen setzen zu können. Wir sind uns sicher, dass wir durch eine gemeinsame Zusammenarbeit eine ganz neue Reichweite entwickeln können.

Untermalt wurde der Abend durch wundervolle Grußworte aus der Ferne. Kristina Hänel, Allgemeinärztin aus Gießen, und der Bundesvorstand der pro familia wünschen dem jungen Verein per Videobotschaft alles Gute. Nora Szasz (Gynäkologin aus Kassel), Monika Hauser (Gründerin von medica mondiale), pro familia NRW sowie der Arbeitskreis Frauengesundheit (AKF) ließen uns schriftliche Grüße zukommen. Danke für eure Unterstützung!

Im Anschluss des Abends wurde auch endlich unsere Webseite www.doctorsforchoice.de gelauncht.

Wir brauchen Doctors for Choice Germany um uns als Berufsgruppe eine starke Stimme zu geben, die sich erhebt, gegen alle Ansätze, auch in unseren eigenen Reihen, die Menschen das Recht absprechen, über ihren Körper, ihre Sexualität und Schwangerschaft selbst zu entscheiden.
Nora Szasz
Gynäkologin aus Kassel

Grußwort von Kristina Hänel (Allgemeinmedizinerin aus Gießen)

Die Umsetzung des juristisch verbrieften Selbstbestimmungsrechts von Frauen auf ihren Körper, ist ein Gradmesser für die demokratische Verfasstheit einer Gesellschaft, und dafür, wie wichtig ihr Geschlechtergerechtigkeit tatsächlich ist. Dieses Recht muss auch einschließen, dass Frauen über den Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft selbst entscheiden und ihre Interessen nicht immer wieder für patriarchale, partikuläre Machtinteressen geopfert werden.
Monika Hauser
medica mondiale

Grußwort von Dörte Frank-Boegner (Vorsitzende) und Stephanie Schlitt (stellv. Vorsitzende) von pro familia

Bildquellen:

  1. Gruppenbild © Daniel Koßmann
  2. Video Kristina Hänel © Kristina Hänel
  3. Video pro familia © pro familia
Rückblick auf die Gründungsfeier
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